Wir über uns

Wer ist das Friedensbündnis und wie arbeitet es

Das Friedensbündnis Karlsruhe existiert seit 1995. Von Beginn an wurden gemeinsam mit den Gewerkschaften Aktivitäten zum Antikriegstag, dem Jahrestag des Überfalls der Hitler-Wehrmacht auf Polen am 1. September, organisiert sowie der jährliche Ostermarsch, der Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg am 8. Mai und der Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima am 6. August.

Gründungsaufruf Friedensbündnis 05.10.1995

Das Selbstverständnis der Mitwirkenden im Friedensbündnis ist unterschiedlich: Menschen, die sich als Individuen gegen Militarismus, Rüstungsexporte und Krieg engagieren wollen, treffen Vertreter*Innen von Friedensgruppen, Gewerkschaften, Organisationen und Parteien. Manche sind in anderen Gruppen organisiert, verstehen sich aber nicht als deren Repräsentant*Innen oder „Abgesandte”.

Alles, was wir auf die Beine stellen, wird beim Bündnistreffen am dritten Dienstag im Monat besprochen und beschlossen. Dabei gilt: Das, was wir machen, passiert im Konsens. Niemand wird durch Mehrheiten überstimmt. Ein direktes Veto ist allerdings selten. Gelegentlich treten Friedensfreund*Innen einfach in den Hintergrund, wenn sie sich mit einer Unternehmung nicht hundertprozentig identifizieren können.

Das Friedensbündnis ist offen für alle, die sich einbringen möchten – nur nicht für Verschwörungstheoretiker. Rassismus, Antisemitismus und Chauvinismus lehnen wir genauso ab wie religiösen Fanatismus und Faschismus.

Unsere Aktionsformen beinhalten das gesamte Repertoire, das die Friedensbewegung in Jahrzehnten erprobt hat: Mahnwachen, Kundgebungen und Demonstrationen; Menschenkette und Flashmob; Unterschriftensammlung und Flugblattverteilung; Fahrradtour und Denkmalent- oder -verhüllung. Dazu zahllose Informations- und Diskussionsveranstaltungen, gelegentlich auch Film- und Theaterabende. Dass unsere Aktionen gewaltfrei sind, versteht sich für ein Friedensbündnis von selbst.

Bisherige Aktionen des Friedensbündnisses 

1999, als die NATO jugoslawische Städte bombardierte und die Bundeswehr sich mit Tornados an der Aufklärung von Angriffszielen beteiligte, organisierte das Friedensbündnis über Monate hinweg fast täglich Mahnwachen, um gegen diesen Tabubruch in der deutschen Außenpolitik zu protestieren. Am 17. April 1999 fand eine große Kundgebung auf dem Marktplatz statt, bei der wir mit „Kultur gegen den Krieg“ gemeinsam mit Karlsruher Theaterschaffenden und Musiker*Innen Stellung bezogen.

Zum Jahresende 1999 und im Frühjahr 2000 haben wir die Öffentlichkeit über die Kooperation zwischen dem Städtischem Klinikum Karlsruhe und der Bundeswehr aufgeklärt und damit bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr bereitete sich auf kommende Bundeswehrkriegseinsätze und ihre Folgen vor. Den Umbau der Bundeswehr zur weltweiten Eingreiftruppe und die entsprechende Umrüstung der Truppe haben wir von Anfang an kritisiert und Aktionen gegen diesen Bruch des Grundgesetzes durchgeführt.

Wenige Stunden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York haben wir unsere Trauer mit einer Mahnwache zum Ausdruck gebracht und davor gewarnt, Terror mit Gegenterror zu beantworten. Der Afghanistan-Krieg, als „Krieg gegen den Terrorismus“ propagiert, wurde sehr schnell zu einem Krieg, in dem vor allem Zivilisten starben. Seit 14 Jahren beteiligt sich die Bundeswehr an diesem Krieg. Was anfangs als „bewaffnete Aufbauhilfe“ propagandistisch verklärt wurde, wird inzwischen auch in Regierungskreisen als Kriegseinsatz tituliert, ohne dass bislang eine ehrliche Bilanz gezogen wurde und ohne dass es eine wirkliche Ausstiegstrategie gäbe. Das Friedensbündnis fordert nach wie vor den Abzug aller ausländischen Truppen aus dem Land am Hindukusch und zivile Hilfe für Afghanistan.

Als am 22. Mai 2002 US-Präsident Bush zum Staatsbesuch nach Deutschland kam, wurde er mit „Bush-Trommeln” empfangen. Auch in Karlsruhe organisierte das Friedensbündnis eine Demonstration, bei der gegen den Krieg getrommelt wurde, den Bush in Afghanistan führen ließ sowie seine Drohungen gegen weitere Länder. Bushs Motto „Wer nicht für uns ist, ist für den Terrorismus”, seine Missachtung des Völkerrechtes und der UNO vergiftete die internationale Atmosphäre mit weitreichenden Konsequenzen bis heute.

Bis zum Frühjahr2003  haben wir unsere ganze Kraft gegen den drohenden Irak-Krieg eingesetzt. Am 15. Februar 2003 fand ein weltweiter Aktionstag statt, an dem wir uns in Karlsruhe beteiligt haben. In hunderten Städten auf allen fünf Kontinenten der Erde fanden Kundgebungen, Demos und Aktionen gegen den drohenden Krieg statt. Zehn Millionen Menschen waren bei diesem „global action day” auf den Beinen.

Am 15. März 2003 mobilisierte das Friedensbündnis „fünf vor zwölf” gemeinsam mit Gewerkschaften, Kirchen, vielen Gruppen und Einzelpersonen zur größten Friedensdemonstration, die der Karlsruher Marktplatz seit Ende des Zweiten Weltkrieges gesehen hatte.

Am 22. März wurde eine Menschenkette vom Durlacher bis zum Mühlburger Tor gebildet. Für das Friedensbündnis organisiert hat sie Ulli Thiel, der bereits Ideengeber und Organisator der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm im Oktober 1983 war, mit der die Friedensbewegung gegen die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen in Baden-Württemberg mobilisierte.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends, als die Europäische Union in der Öffentlichkeit noch lediglich als „Zivilmacht“ wahrgenommen wurde, haben wir die Militarisierung der EU kritisiert und über militärische Kapitel in der geplanten EU-Verfassung informiert.

Lokaler Bezug der Arbeit

Wichtiger Bestandteil unserer Friedensarbeit waren und sind immer lokale Themen und Ansatzpunkte. Seit Jahren wenden wir uns gegen die Patenschaft der Stadt Karlsruhe für ein Kriegsschiff der Marine. Viele Jahre lang haben wir den Beitritt der Stadt Karlsruhe zur Initiative „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) gefordert. Im Mai 2014 hat OB Mentrup sein Versprechen wahrgemacht: Karlsruhe ist nun Teil dieses Städtebündnisses, das sich für die weltweite Abschaffung aller Atomwaffen einsetzt.

Unser Protest richtete sich in den letzten Jahren immer wieder gegen die Militarisierung von Forschung und Lehre und das Auftreten von Werbetrupps der Bundeswehr bei Bildungsmessen und an Schulen. Wir setzen uns ein für eine Zivilklausel am KIT, die jede Rüstungsforschung verbietet. Mehrfach haben wir symbolisch den Fritz-Haber-Weg auf dem KIT-Gelände in „Clara-Immerwahr-Weg“ umbenannt. Gemeinsam mit dem UStA und dem DGB fordern wir nach wie vor, dass anstelle des Giftgaserfinders Haber dessen Frau, die Chemikerin, Frauenrechtlerin und Friedenskämpferin Clara Immerwahr, Namensgeberin dieser Straße sein soll.

Aktuelles

Die Kriege in Gaza, im Libanon, in Libyen, in Tschetschenien und in der Ukraine, schließlich in Syrien haben immer wieder unseren Protest herausgefordert. Wir wenden uns gegen den Export von Kriegswaffen und sehen hier einen wichtigen Zusammenhang zu der aktuellen Flüchtlingsdramatik: Wer ganze Regionen mit Krieg überzieht, wer „Regime Change“ betreibt und Profite mit Waffenlieferungen macht, braucht nach den Ursachen von Flüchtlingsströmen nicht lange zu forschen.

Wir wenden uns gegen die Bewaffnung der Bundeswehr mit Kampfdrohnen und treten für die Vernichtung aller Atomwaffen ein. Die Verantwortung unseres Landes liegt in einer Politik, die auf Ausgleich, Entwicklung, Armutsbekämpfung und Diplomatie setzt – nicht auf Kampfeinsätze in immer mehr Ländern und Regionen. Statt der derzeit (2016) geforderten zusätzlichen 130 Milliarden für die Bundeswehr wollen wir mehr Geld für Bildung, Infrastruktur, Umweltschutz und Entwicklungspolitik.

Wir beschränken uns nicht darauf, die Regierenden und Herrschenden anderer Länder für ihre Kriegspolitik anzuklagen. Wir fühlen uns insbesondere dafür verantwortlich, was in unserer Stadt, in unserem Land geschieht – und was unterbleibt. Deshalb richten sich in aller Regel unsere Kritik und unser Protest an die Regierenden, an die Mächtigen, an Militärs und Konzernchefs in unserem Land. Hier wollen wir zuerst für eine Politik des Friedens, gegen Militarismus und Machtpolitik streiten.

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